1987 wurde der mittelalterliche Altstadtkern Lübecks in die Liste des UNESCO Welterbes der Menschheit aufgenommen. Der bis heute erhaltene, mittelalterliche Stadtgrundriss, die historische Bausubstanz und die unverwechselbare Stadtsilhouette mit den fünf gotischen Backsteinkirchen und ihren sieben Türmen waren ausschlaggebend dafür, dass mit Lübeck erstmals ein ganzer Stadtbereich in die Welterbeliste aufgenommen wurde.
Begib dich auf einen Rundgang durch das Lübecker Welterbe! Du kommst an den wichtigsten Baudenkmälern vorbei und findest an der einen und anderen Stelle Tipps für eine kleine Rast oder einen besonders schönen Ausblick. Los geht’s!
- Holstentor
Starte deinen Stadtspaziergang durch das UNESCO-Welterbe am wohl berühmtesten Stadttor Deutschlands, dem Holstentor. Die spätgotische Doppelturmanlage ist neben dem Burgtor das einzige noch erhaltene Stadttor Lübecks und wurde zwischen 1464 und 1478 als Teil der städtischen Befestigungsanlage errichtet. Heute ist das Holstentor Lübecks Wahrzeichen und trägt in goldenen Lettern das noch immer gültige Motto der Hansestadt "CONCORDIA DOMI FORIS PAX" - "Drinnen Eintracht - draußen Friede" – Willkommen in Lübeck!
Tipp: Unsere Tourist-Information mit dem Schneckenhaus ist gleich nebenan! Hier kannst du dir vor deinem Spaziergang noch weitere Informationen zu Lübeck, eine Kaffeespezialität und Gebäck zur Stärkung holen.
- Salzspeicher
Direkt neben dem Holstentor am Ufer der Trave stehen die historischen Salzspeicher, eine Gruppe von Lagerhäusern im Stil der Backsteinrenaissance, in denen Salzlieferungen aus Lüneburg lagerten, die über den 1398 fertiggesetllten Stecknitzkanal erfolgten. Von Lübeck aus wurde das Salz weiter nach Skandinavien verschifft: Ein überaus einträgliches Geschäft für die Hansestadt und Grundlage ihres damaligen Reichtums, war das Salz doch unabdingbar für die Konservierung vieler Lebensmittel.
Tipp: Nur wenige Gehminuten von den Salzspeichern entfernt liegt der Malerwinkel nahe der Fußgängerbrücke.
- Dom
Der Dom ist eines der ältesten Gebäude Lübecks. Er prägt bis heute mit seinem beiden hohen Türmen die Silhouette der Stadt. Nachdem Lübeck 1160 Bischofsitz wurde, initiierte Heinrich der Löwe 1173 den Bau der dreischiffigen romanischen Gewölbebasilika in Nachfolge einer dort befindlichen hölzernen Kirche. Mehrfach wurde der Dom um- und ausgebaut. Heute birgt er zahlreiche Kunstschätze, wie beispielsweise das 17 Meter hohe Triumphkreuz von Bernt Notke (1477), den Lettner, das Taufbecken von 1455. Der berühmte Altar von Hans Memling befindet sich seit dem Zweiten Weltkrieg in der Mittelaltersammlung des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte im St.-Annen-Kloster.
- St. Annen-Kloster: Das Innere des Welterbes
Wie wohnten und lebten die Bürger, Kaufleute und Handwerker zur Zeit der Hanse in Lübeck? Diese Frage beantwortet die Dauerausstellung im Obergeschoss des 500 Jahre alten St. Annen-Klosters. Die dort inszenierte Raumfolge vermittelt die Wohn- und Alltagskultur am Beispiel eines großen Giebelhauses mit Seitenflügel unter Verwendung von teils originalen Raumeinbauten, Decken und Wandverkleidungen. Das St. Annen-Museum zeigt zudem die größte Sammlung spätmittelalterlicher Schnitzaltäre und Skulpturen aus der Zeit um 1500 in Deutschland.
- St. Aegidien
St. Aegidien im Zentrum des Lübecker Handwerkerviertels ist die kleinste der fünf berühmten Altstadtkirchen. Sie wurde 1227 erstmals urkundlich erwähnt. Mit ihren gotischen Wandmalereien, Elementen aus Barock und Renaissance sowie zahlreichen Kunstschätzen bietet die dreischiffige Stufenhallenkirche ein besonderes Raumerlebnis. Der Singechor, der die Apsis vom Langhaus trennt, ist der einzig erhaltene Singechor in Lübeck. Das prächtigste Kunstwerk ist die frühbarocke Orgel von 1624-1626. Ursprünglich kam der Kirche und dem benachbarten Aegidienhof eine besondere Bedeutung bei der sozialen Fürsorge zu, heute wird der Aegidienhof zum Wohnen genutzt.
Tipp: Bevor du nun auf direktem Weg zur nächsten Station weitergehst, empfehlen wir dir einen kleinen Abstecher über die Hüxstraße und die Fleischhauerstraße. Hier kommst du an vielen inhabergeführten Geschäften, Restaurants und Cafés vorbei.
- Katharinenkirche
Die Katharinenkirche zählt nicht zu den fünf Altstadtkirchen, deren sieben Türme Lübecks Panorama prägen, denn als ehemaliges Franziskanerkloster und somit als Klosterkirche wurde sie von Anfang bis Mitte des 14. Jahrhunderts ohne Kirchturm errichtet. Die Katharinenkirche ist die einzig erhaltene der ehemals vier Klosterkirchen in Lübeck und wird heute als Museumskirche erlebbar gemacht. Ein Gemälde von Tintoretto „Die Auferstehung des Lazarus“ von 1576 ist besonders sehenswert. Die Fassade zieren Terrakottafiguren von Ernst Barlach und Gerhard Marcks.
Tipp: Schaue einmal um die Ecke! In der Glockengießerstraße 39 bis 53 findest du den Glandorps Hof, den ältesten unter den großen repräsentativen Lübecker Stiftungshöfen, den Glandorps Gang und den Ilhornstift: wunderschön idyllisch und bis heute bewohnt.
- Heiligen-Geist-Hospital und die Patrizierhäuser am Koberg
Dank des Reichtums und der Frömmigkeit vieler Lübecker Kaufleute zur Hansezeit stifteten diese zahlreiche Einrichtungen, an ihrer Spitze 1286 das Heiligen-Geist-Hospital. Es zählt zu den ältesten kommunalen Sozialeinrichtungen in Europa. Die Lettnerbrüstung der dreischiffigen Hallenkirche Kirche schmückt ein Zyklus zur Elisabethlegende, der um 1440 entstand. Auf 23 Tafelbildern wird die Vita der Heiligen, die sich der Armen- und Krankenpflege verschrieben hatte, besonders ausführlich dargestellt. Mit der Hospitalkirche, ihren Malereien, Schnitzaltären und Skulpturen ist eine besonders reiche und kunsthistorisch bedeutende mittelalterliche Ausstattung überliefert. Noch heute zeigen die kleinen Kammern im Langhaus, die „Kabäuschen“, wie die Menschen im hier später eingerichteten Altenheim noch bis 1970 lebten. Dem Hospital gegenüberstehend beeindrucken die wunderschön erhaltenen Patrizierhäuser des 15. und 16. Jahrhunderts.
Tipp: Gönne dir eine kleine kulinarische Pause! Das Café Camino in einem der Pastorenhäuser an der Jakobikirche ist auch eine beliebte Station für Pilger entlang des Jakobweges und bietet multikulturelle Küche im besonderen historischen Ambiente.
- Burgkloster und Burgtor
Das Burgtor wurde Mitte des 13. Jahrhunderts im romanischen Stil fertiggestellt. Es wird auch heute noch als Zugang zur Altstadtinsel genutzt. Benannt wurde es nach der alten, hoch über der Trave gelegenen Burganlage, die 1227 zum Burgkloster umgebaut wurde, einer der bedeutendsten Klosteranlagen Norddeutschlands. Das restaurierte Burgkloster wurde 2015 in das moderne Ensemble des Europäischen Hansemuseums integriert, eine Führung lohnt sich!
Tipp: Direkt am Hansemuseum lockt das Café Fräulein Brömse mit frisch zubereiteten Torten, Kuchenspezialitäten und leckerem Kaffee zu einer genussvollen Rast.
- St. Jakobi
Inmitten des Lübecker Seefahrerviertels ist die Jakobikirche seit dem Mittelalter die Kirche der Seefahrer und Fischer. Die Anfänge der Kirche lassen sich bis 1220 zurückverfolgen. Die dreischiffige Backsteinhallenkirche wurde 1334 erbaut und zusammen mit St. Marien und St. Petri geweiht. Sie ist heute auch offiziell eine internationale Seefahrer-Gedenkstätte. Im 2. Weltkrieg blieb die Jakobikirche unversehrt, weshalb unter anderem das Kastengestühl und die beiden historischen Orgeln im Original erhalten sind.
Tipp: Das ehemalige Gildehaus der Schiffergesellschaftbeherbergt das gleichnamige Restaurant. Es macht mit seinen historischen Räumlichkeiten, den Wandgemälden und Schiffsmodellen die Seefahrertradition spürbar. Für eine Pause mit Ausblick am Wasser ist der neue Drehbrückenplatz mit seinen Wassertreppen zur Trave perfekt: ein Fischbrötchen vom nahegelegenen Kiosk dazu, wunderbar! Und auf dem Weg hinunter zur Trave kannst du in der Engelsgrube neben Nr. 41 einen Blick in den kleinen Bäckergang werfen.
- Gründungsviertel
Unterhalb von St. Marien wurde im 2. Weltkrieg das älteste Kaufmannsviertel Lübecks zerstört. Ein enormer Verlust, war dieses geschlossene Häuserensemble doch Keimzelle der mit Abstand ältesten deutschen Stadt an der Ostsee. Nach überaus erfolgreichen Ausgrabungen im sogenannten Gründungsviertel entsteht hier zurzeit ein neues Wohnareal, das die Parzellenstruktur der mittelalterlichen Stadt nachbildet. Viele verschiedene Lebens- und Wohnformen sollen einen Ort sozialer und kultureller Vielfalt schaffen.
Tipp: Im Gründungsviertels hat die Kunstgalerie „per-seh“ ihre Pforten geöffnet und präsentiert zeitgenössische Kunstwerke von deutschen und europäischen Kunstschaffenden.
- St. Marien
Die Backsteinbasilika ist als „Mutterkirche der Backsteingotik im Ostseeraum“ bekannt. Ihre Entstehung ist eng mit der Stadtgeschichte Lübecks verbunden, denn bereits kurz nach der Gründung Lübecks stand hier eine Marktkirche. Ehemals eine romanische Basilika, wurde St. Marien ab dem 13. Jahrhundert zu einer gotischen Kathedrale aus Backstein umgebaut. Sie gilt bis heute als Kirche der führenden Bürger und des Rates der Stadt und beherbergt zahlreiche Kunstschätze, darunter das Taufbecken von 1337 und der Marienaltar von 1476-79. Sehenswert sind auch die Totentanzfenster von Alfred Mahlau und die Astronomische Uhr.
- Rathaus
Inmitten der historischen Altstadt ist das Lübecker Rathaus ein wahres Schmuckstück der Hansezeit. 1225 wurde es erstmal urkundlich erwähnt. Faszinierend ist die Rathausfassade, die architektonische Stile aus gleich drei Jahrhunderten vereint. Zur Breiten Straße hin findest du den hölzernen Erker aus dem Jahr 1586 und die Renaissance-Prunktreppe, die aus dem Jahr 1594 stammt. Im Innern erwartet dich u.a. der prächtige Audienzsaal im Rokokostil mit einer Tür mit Schnitzereien von Tönnies Evers d.J. und 10 Gemälden des Dresdner Hofmalers Stefano Torelli.
Tipp: Direkt gegenüber lockt in der Fußgängerzone das Café Niederegger zu einer süßen Pause bei Kaffee und der berühmten Lübecker Marzipan-Nusstorte. Die spannende Geschichte des Marzipans kannst du übrigens im kostenfrei zugänglichen Marzipan-Museum im 2. OG des Gebäudes erleben.
- St. Petri
Die dreischiffige romanische Kirche wurde zwischen 1227 und 1250 erbaut und im 15. und 16. Jahrhundert zur fünfschiffigen gotischen Hallenkirche erweitert. St. Petri ist eine ganz besondere Kirche, die ihren fantastischen Raum für den Dialog mit schönen Künsten und Wissenschaft nutzt. An jedem ersten Samstag im Monat, zur späten Stunde um 23.00 Uhr, finden in St. Petri unter dem Titel „Petrivisionen“ nächtliche Themen-Performances mit religiösen und künstlerischen Elementen statt.