Vom Orient
nach Lübeck

Auf Marzipans Spuren

Woher kommt das Marzipan?

Wie kam das Marzipan vom Orient, wo Mandeln und Zucker gehandelt wurden, nach Lübeck? Oder haben es die Lübecker gar selbst erfunden? Stammt der Begriff von Marci Panis ab oder von byzantinischen Münzen namens Mauthaban? Legende oder Tatsachen? Man kann es nicht mit Gewissheit sagen. Aber das macht die Geschichte des Marzipans auch so spannend. Begib dich auf seine Spuren und erfahre mehr über Lübecks berühmteste Nascherei!

Wie kam das Marzipan nach Lübeck?

Glaubt man der lokalen Legende, wurde das Marzipan sogar in Lübeck erfunden. Als 1407 eine Hungersnot drohte, weil die Lübecker Kornspeicher leer standen, soll der Senat der Stadt die Bäcker beauftragt haben, ihr Brot aus Mandeln zu backen: Marci-panis (Mandelbrot) – die Entstehung des heute berühmten Marzipanbrotes? Vermutlich hatte das Marzipan bereits eine lange Reise hinter sich, bevor es in Lübeck so beliebt wurde. Im Orient erlangte die süße Mandelmasse als „Haremskonfekt“ Berühmtheit und der Sage nach wurde auf jedes Stück Naschwerk das Abbild eines Herrschers geprägt. „Mauthaban“, bedeutet im Arabischen so viel wie „sitzender König“ – der Ursprung des Wortes Marzipan? Wahrscheinlich reiste das Geheimnis der Marzipanherstellung tatsächlich im Gepäck der Kreuzritter nach Europa und gelangte schließlich in die Backstuben der Lübecker Zuckerbäcker. Nur mit Sicherheit sagen kann man dies nicht …

Heilmittel Marzipan?

Bevor sich das Marzipan in Lübeck seinen Ruf als süßes Naschwerk erwerben konnte, wurde es ausschließlich in Apotheken gehandelt – und zwar als Arzneimittel. Schon um 900 erwähnte es der persische Arzt Rhazes in arabischen Medizinschriften. In mittelalterlichen Rezeptbüchern wurde seine wohltuende Wirkung erwähnt. Auf Magen, Darm und auch auf die Potenz sollte Marzipan eine positive Wirkung haben. Noch 1571 war Marzipan fester Bestandteil einer sogenannten "Karlsbader Kur".

Der Adel nascht Marzipan

Nachdem das Marzipan im Mittelalter Einzug in die Lübecker Apotheken gehalten hatte, entdeckte die neue Zunft der Zuckerbäcker es für sich. Zucker war zwar noch immer ein überaus teurer Rohstoff, durfte aber nun frei gehandelt werden. Jedoch kamen vorerst nur der Adel und wohlhabende Bürger:innen in den Genuss der süßen Nascherei. Mit echtem Blattgold überzogen wurde das Marzipan den höchsten Würdenträgern des Reiches überreicht. Marzipan durfte auf den königlichen und festlichen Tafeln der Renaissance als Dessert nicht fehlen. Damals war die Herstellung noch anstrengend und zeitraubend. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts konnte auch die restliche Bevölkerung feinstes Marzipan genießen, da die Herstellung der Süßigkeit mit Zucker aus der Zuckerrübe erschwinglicher wurde. Erlebe die spannende Geschichte des Marzipans im Niederegger Marzipan-Museum.