Margrit Wegner ist gebürtige Hamburgerin und wusste schon früh, was ihre Berufung war. „Meine Heimatgemeinde, die Kirchenmusik und die Jugendarbeit haben mich sehr geprägt und führten zu dem Wunsch, Pastorin zu werden“, erklärt sie. Dem Theologiestudium schlossen sich das Provikariat am Hamburger Michel und das Vikariat im Hochhausstadtteil Steilshoop an, bevor die Reise nach Schweden an den Stockholmer Dom ging. Ihre erste Stelle als Pastorin führte Margrit Wegner schließlich nach Lübeck an die St.-Jürgen-Kapelle. Doch wie kam es, dass sie 2010 als erste Frau überhaupt Pastorin am Lübecker Dom wurde? „Mein jetziger Kollege Martin Klatt ermunterte mich, mich zu bewerben“, erinnert sie sich. „Ich konnte mir in der Tat sehr gut vorstellen dort zu arbeiten, in den Dom hatte ich mich schon verliebt, bevor ich überhaupt in Lübeck wohnte. Damals war ich zu einem Konzert hier und es war wirklich Liebe auf den ersten Blick.“
Als Margrit Wegner ihre Stelle am Dom antritt, ist Jörg-Philipp Thomsa bereits Leiter des Günter Grass-Hauses. Geboren und aufgewachsen am Niederrhein, studierte er Germanistik und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen. Nach Lübeck kam er erstmals 2005 als Tourist und war sofort fasziniert. „Die Stadt hat mir damals so gut gefallen, dass ich ein Jahr später wiedergekommen bin, um im Buddenbrookhaus ein Praktikum zu machen – perfekt für einen Thomas-Mann-Leser wie mich“, schmunzelt Thomsa. Und hier begegnen sie sich nach einer Lesung das erste Mal: Günter Grass und Jörg-Philipp Thomsa. Der Beginn einer intensiven Zusammenarbeit. Thomsa wird wissenschaftlicher Volontär im Günter Grass-Haus und 2009 schließlich dessen Leiter, immer mit der vollen Unterstützung des 2015 verstorbenen Namensgebers.
Da sind sie nun, die Pastorin und der Museumsleiter und die anfängliche Frage nach den Gegensätzen. „In unserer Arbeit finden sich durchaus verbindende Elemente“, findet Jörg-Philipp Thomsa. „Uns beiden ist es ein großes Anliegen, die Themen unserer ‚Arbeitgeber‘ in die heutige Zeit zu transferieren und aktuelle Bezüge aufzuzeigen. Welche Fragen beschäftigen die Leute auch heute noch?“ So sind beispielsweise Religion, die Endlichkeit, die Frage nach der Schuld und Verantwortung wiederkehrende zentrale Themen in den Werken von Günter Grass. „Das hat uns die Möglichkeit gegeben, auch gemeinsame Wege der Vermittlung zu finden“, erklärt Margrit Wegner. „Zum Beispiel haben wir schon einmal einen gemeinsamen Gottesdienst mit einer Lesung aus ‚Katz und Maus‘ abgehalten.“